Während ich das Menü unserer Restaurants Gourmet San Rocco und  Food&Wine Primizia lese, auf dem sich Boškarin Carpaccio, Boškarin Beefsteak, Roulade aus Boškarin Fleisch aus dem Brotbackofen und andere Speisen vom Fleisch des istrischen Rindes aneinanderreihen, frage ich mich, wie viele Menschen, die diese Delikatesse schätzen, wirklich die Bedeutung des Wortes boškarin kennen. Ich bin sicher, dass viele glauben, es sei eine Tiergattung. Doch  Boškarin ist ein Eigenname, vielleicht der häufigste, den der Bauer seinem Rind gab; natürlich waren auch andere Namen gebräuchlich wie Bachin, Gaiardo, oder für die Kühe Viola, Garofola. Es war ein richtiges Familienmitglied, der Stolz der Familie, den man wusch und reinigte, allen vorzeigte, wenn man mit ihm zur Tränke ging, und sein Gewicht und Kraft lobte. Man sorgte für den Boškarin mit viel Liebe und Hingabe, denn nur von ihm hing es ab, ob die Felder auch gepflügt sein werden, und ob die Familie in diesem Jahr etwas zu essen haben würde. In seinem Stall unterhielten sich Menschen miteinander an kalten Wintertagen, und wärmten sich von der Körperwärme dieses sanften Riesen.

boskarin-istarsko-govedo-02

Ich erinnere mich an einen 17. August vor vielen Jahren, als die Familien nach dem Festtag von San Rocco aus Brtonigla mit von Ochsen gezogenen Fuhrwerken nach Karigador zum Baden herabfuhren, um gleichzeitig auch das Vieh im Meer zu baden. Auf einem der Wägen war auch ich mit meiner Familie, und hatte Hühnergnocchi, die meine Oma zubereitet hatte, dabei. Wie heute sind in mir immer noch die Emotionen wach, die in mir aufstiegen, als ich vom weißen Weg bei der Schule in Fjorini das Meer erblickt habe. Das war mein, unser Boškarin. Ich erinnere mich auch daran, als das letzte Rind den Familienstall verlassen hatte, um dem Kultivator Pasquali mit 18 Pferdestärken Platz zu machen, das war im Jahr 1968. Auch eine weitere Erinnerung steigt in mir auf,  als ein Mitglied von Slow Food Italia Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre uns Gemeindevorsitzenden bei einem Treffen in Novigrad einen Vorschlag unterbreitete, nämlich das Fleisch des istrischen Rindes für die Gastronomie zu bewerten, um diese fast schon ausgestorbene Gattung zu erhalten. Und ja, ich erinnere mit genau an das Gefühl, das ich verspürte, als ich hörte, wir müssten „einen von uns“ essen, um ihn zu schützen.

Die Fortsetzung der Geschichte vom Boškarin, und seine kulinarischen und nahrhaften Qualitäten gehören schon zur neueren Geschichte.